Die alten Straßen von Dorsten


Eine Sammlung von alten Zeichnungen und Photographien mit begleitenden Texten



Hühnerstraße

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In der Hühnerstraße standen die fleißigen Handwerker mit den Hühnern auf: Um 6 Uhr morgens begann August Kottendorf mit mächtigen Schlägen auf seinem Amboß sein Tagewerk. Im Schlachthof von Ludowisy, der zuerst Kuhlmann gehörte, fing das Schlachtvieh an erbärmlich zu schreien, was die Anliegerin Wwe. Grewer zu Protesten veranlaßte. Heinrich Kaiser, der Nachbar von August Kottendorf, reihte sich in die Gruppe der fleißigen Bürger ein und begann ab 7 Uhr, Hufe zu beschlagen. An der Ecke zur Blindestraße zog Heinrich Koop Vollgummireifen auf und an der Ecke zur Wiesenstraße im Haus von Imberg war es der Schuhmacher Leineweber, dessen " tack, tack " - Geräusche verrieten, daß er sich wieder voll seiner Arbeit widmete.


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Die Hühnerstraße erstreckt sich von der Lippestraße bis zur Blindestraße in west-östlicher Richtung. An der südlichen Ecke zur Lippestraße lag das Haus Drolshagen, das zur Lippestraße zählte. Es ist auf dem ersten Bild als dunkles Fachwerkhaus links erkennbar. Dahinter, auf der Lippestraße, sieht man das mit dem Erker versehene Haus des Anstreichermeisters Brembt. Links vor dem Drolshagen´schen Haus hatte Hasselmann ein Haus mit einer Werkswohnung für seinen Fahrer gebaut. Dazwischen gab es einen Eingang zur Klempnerwerkstatt von Wilhelm Baumann, der das Drolshagen´sche Haus zwischen 1929 und 1937 besaß. Gegenüber befanden sich die Häuser des Uhrmachers Anton Lugge, im Anschluß daran das Haus des Möbelhändlers Schmitz und links neben dem Holztor das Kottendorf´sche Haus. Sein Schlafzimmer lag zur Straße hin in unmittelbarer Nähe der Laterne. Wen wundert es, daß Kottendorf, wenn es ihm nach Schlaf zu Mute war, sich aus dem Fenster herauslehnte und mit einem Besenstiel die störende Laterne einfach auslöschte? Im Vordergrund links an der nordöstlichen Ecke Wiesenstraße/ Hühnerstraße betreibt Theodor Leineweber seine Schuhmacherei im Haus des Schlossers Heinrich Imberg.


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Das Drolshagensche Haus wurde wahrscheinlich Ende des 16. Jahrhunderts gebaut. Drolshagen kam als preußischer Steuerbeamter im 2. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts nach Dorsten. 1913 mietet Franz Wilhelm Rodeck das Haus, um dort seine Eisenwaren lagern zu können. 1921 kauft er das Haus, verkauft es aber dann 1929 an den Klempnermeister Wilhelm Baumann. Auf dem Bild sieht man die aus Eichenholz geschnitzten Verstärkungen, die den überhängenden ersten Stock stabilisieren sollten. Links und rechts des Fensters sind die Verstärkungen mit jeweils einem Kopf versehen, sie sollen Martin Luther und seine Frau darstellen. Die beiden Holzträger sind im Heimatmuseum in Dorsten im Erdgeschoß zu besichtigen. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1927.


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Dieses Bild wurde von der Lippestraße aus aufgenommen: Links im Vordergrund mit der Nr. 11 das Haus des Bahnassistenten Wenke, mit 13 das Haus von Springenberg, das später Tönnes kaufte, unter Hühnerstraße 15 das Haus Merfeld, das später innerhalb der Verwandtschaft an den Förster Müller überging. Mit dem Reklameschild preist Albert Stenert, der vor dem Gefängnis einen Kiosk besaß, seine Waren an, die er auch in seiner Wohnung verkaufte. Danach sieht man die Schlosserei von Heinrich Koop, der Fahrräder und Anhänger fertigmachte und eine Presse zum Aufziehen von Vollgummireifen besaß. Daneben war das Wohnhaus von Koop, das schon an der nordwestlichen Ecke mit der Blindestraße lag. Ab 1937 erwarb Punzmann Schmiede und Wohnhaus. Jenseits der Blindestraße war die Wirtschaft Cirkel, von der auf diesem Bild nur der Schornstein zu sehen ist. Vorne rechts steht das Haus Breukmann, dicht anschließend das Haus des Schlossers Bernhard Grewer. Zurückliegend, hier nicht sichtbar, lag das Haus von Theodor Kuhlmann, der ein Schlachthaus und eine Wurstküche beantragte, wogegen seine Nachbarin, Frau Grewer, vergeblich Einspruch erhob. Wieder sichtbar ist das Haus des Bäckermeisters Bernhard Cammann. Danach ist die Blindestraße zu erahnen, auf deren östlicher Seite eine Pumpe stand. Jenseits der Blindestraße sieht man dann das Haus der Spedition Albers.


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Vor dem Haus des Bahnassistenten Wenke, also in der Hühnerstraße Nr. 9, hatte Anton Springenberg ein Speiserestaurant.


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In der Hühnerstraße übten viele Handwerker ihr Gewerbe aus. Einer der bekanntesten war der Schmied Kottendorf, der noch bis ins hohe Alter vor seiner Esse tätig war.


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Hier noch ein Bild des Schmieds Kottendorf, der auf der nördlichen Seite westlich neben dem Möbelhändler Schmitz wohnte und des nachts gerne die störende Straßenlaterne vor seinem Fenster mit einem Besenstiel auslöschte.


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Die Hühnerstraße nach der Bombardierung mit Blick auf die Lippestraße, wo wir - an dem Erker erkenntlich - das Haus von Brembt und links davon das Haus von Vospohl ausmachen können. Links an der Ecke Wiesenstraße / Hühnerstraße das Haus von Hasselmann, in Höhe der Menschengruppe das Haus Imberg, in dem der Schuhmacher Leineweber seiner Arbeit nachging.




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